Interview mit Hannes Niederhauser (CEO Kontron & Vorstandsvorsitzender S&T Gruppe) zu den IT-Trends 2019: "Im Zeitalter der Digitalen Transformation ist ein Warten auf die Erfolge anderer keine Option mehr!"

Unser Kontron CEO und Vorstandsvorsitzender der S&T Gruppe Hannes Niederhauser wagt für uns einen Blick in die Zukunft! Für das kommende Jahr hat er fünf prägende Trends für die Elektronik- und Automatisierungsbranche identifiziert, die die Digitale Transformation in der Industrie weiter beschleunigen werden: Intelligent Edge Computing, OPC UA mit Time Sensitive Networking (TSN), Connectivity, 5G-Netze sowie Künstliche Intelligenz.

 

CEO bei Kontron und Vorstandsvorsitzender der S&T Gruppe

 

Kontron Redaktionsteam: Herr Niederhauser, warum braucht die digitale Welt eigentlich Intelligent Edge Computing?

Digitalisierung braucht Rechenpower und Vernetzung, da mit dem exponentiellen Ansteigen der Anzahl von IoT-fähigen Geräten, Maschinen und Consumer Gadgets, auch die Zahl der Daten, die ausgewertet werden müssen, wächst. Eine Datenerfassung mit ungefilterter Übertragung in eine Cloud ist sinnlos und sehr teuer. Im Industrie-4.0-Umfeld müssen teilweise quasi in Echtzeit Reaktionen auf Rückmeldungen von Sensoren und Aktoren erfolgen. Hier sorgt das Intelligent Edge Computing mit kompakten, robusten und zunehmend leistungsfähigeren Embedded Boards und Modulen sowie Industrie-PCs dafür, dass die schnelle Datenauswertung zuverlässig und unterbrechungsfrei nahe am Ort des Entstehens erfolgen kann.

 

Kontron Redaktionsteam: Und was ist mit der Cloud?

Die Cloud bekommt andere Aufgaben. In diesem Bereich wird sich der Trend - gekoppelt an die Entwicklung von mehr Prozessorleistung und erweiterter Speichergröße - fortsetzen: immer mehr Cloud-Aufgaben wie Edge Analytics werden in die Intelligent Edge Computer verlagert.

 

Kontron Redaktionsteam: Sie haben das OPC UA mit Time Sensitive Networking (TSN) als weiteren großen Trend in 2019 identifiziert - wie wird sich dieser Trend in der Praxis bemerkbar machen?

Mit der weiter steigenden Leistungsfähigkeit von Boards und Modules, aber auch mit der Integration von Funktionen, wie ebenTSN (Time Sensitive Networking), lassen sich in der Praxis mit überschaubarem Aufwand deterministische Ethernet-Netzwerke aufbauen. In diesen kann nahtlos auch die Steuerung von Maschinen, Anlagen und Prozessen erfolgen. Durch die auf der SPS IPC Drives 2018 gestartete Initiative der OPC Foundation, OPC UA und TSN von der IT über die Controller-Ebene nun auch bis in die Feldebene zu erweitern, wird diese Entwicklung schneller an Fahrt gewinnen, als wir alle dachten, insbesondere dadurch, dass alle Big Player an einem Strang ziehen. Das ist eine überaus spannende Entwicklung, die das Potential besitzt, in absehbarer Zeit für eine  erfolgreiche Marktdurchdringung des TSN-Standards zu sorgen.

 

Kontron Redaktionsteam: Warum geht im digitalen Zeitalter nichts ohne eine stabile und schnelle Internetverbindung und was hat der Mobilfunkstandard 5G damit zu tun?

Mit ihrer steigenden Perfomance und Speicherkapazität werden die Industrie-PCs auch als Intelligent Edge Gateways immer leistungsfähiger: Sie können große Datenmengen filtern und nur die wirklich benötigten Daten weiterleiten, etwa in eine Embedded/Private, Public oder Hybrid Cloud. Dafür wird natürlich eine stabile und schnelle Verbindung zum Internet benötigt! Der Ausbau von Netzen und die Versorgung mit dem neuesten Mobilfunkstandard 5G werden hier für zusätzliche Impulse sorgen. Denn damit lassen sich nicht nur IoT-Endgeräte einbinden, sondern auch große Datenmengen in Private und Public Clouds transportieren und Ergebnisse schnell und zuverlässig zurückspielen. 5G wird damit zu einem DER Treiber für IoT- und Industrie-4.0.-Anwendungen.

 

Kontron Redaktionsteam: Stichwort KI - Werden intelligente Maschinen den Menschen und seine Fähigkeiten mehr und mehr ersetzen?

Künstliche Intelligenz ist und bleibt natürlich aktuell. Die Frage, ob es sich wirklich um Intelligenz handelt, bleibt aber ebenfalls bestehen. Künstliche Intelligenz wird den Menschen sicher nicht ersetzen, sondern ihn entlasten und unterstützen. Letztendlich geht es aktuell insbesondere um die schnelle, algorithmenbasierte Auswertung großer Datemengen mittels selbstlernender Systeme. Die Übergänge von Big Data zu Machine Learning und Künstlicher Intelligenz sind dabei fließend. Mit der wachsenden Leistungsfähigkeit von Edge Devices, besserer Connectivity, etwa durch 5G, der zunehmenden Verbreitung von Industrie-4.0-Architekturen, auch auf Basis von TSN, werden wir sehen, dass KI-Konzepte immer schneller adaptiert werden. Vorrangig sehen wir den Industrieeinsatz im Bereich Objekterkennung/Machine Learning.

 

Kontron Redaktionsteam: Wird 2019 DAS Jahr des digitalen Zwillings?

Das ganze Unternehmen als digitalen Zwilling in der Cloud abzubilden wird noch auf sich warten lassen - falls es überhaupt jemals dazu kommt. Die vorausschauende Wartung von Offshore-Windkraftanlagen wird aber bald nur ein Beispiel von ganz vielen sein. Maschinen und Anlagen, die via Digital Twins gesteuert, beobachtet und gewartet werden, werden immer schneller in vielen Unternehmen Einzug halten. Die Technologien hierzu sind weitestgehend vorhanden. In vielen Unternehmen fehlen aber für die Umsetzung der Digitalisierung die erforderlichen Fachkräfte vor allem im Software-/IT-Bereich.

 

Kontron Redaktionsteam: Die digitale Transformation nimmt ganz offensichtlich deutlich an Fahrt auf - was kann man als Dienstleister tun um nicht abgehängt zu werden?

Innerhalb der S&T Gruppe sind wir auf jeden Fall bestens aufgestellt: Neben Standard- und kundenspezifischer Hardware durch Kontron, bieten wir auch Software-Consulting und Softwareentwicklung auf Basis des IoT Software Framework SUSiEtec über die S&T Technologies. So sind wir in der Lage, alles aus einer Hand anbieten können. Eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Im Zeitalter der Digitalen Transformation ist ein Warten auf die Erfolge anderer einfach keine Option mehr!

 

 

Titelbild: iStock

 

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