Der Markt für Electronics Manufacturing Services (EMS) ist hart umkämpft und wird auch künftig – schon aufgrund der zunehmenden Digitalisierung – weiter wachsen. Kontron wird sich hier mit seinen neuen Tochterunternehmen und langjähriger Expertise bei der individuellen Entwicklung von Elektronikprodukten für die Massenfertigung aktiv platzieren. Jochen Gimple, Geschäftsführer der Kontron Electronics GmbH, berichtet, wie Kontron den ODM/EMS-Markt angehen will.
Was ändert sich bei Kontron im Bereich der Services für Entwicklung und Fertigung?
Die Entscheidung, dass Kontron EMS und ODM (Original Design Manufacturing) im Verbund anbieten will, fiel erst vor Kurzem. Zu diesem Verbund gehören neben der neuen Tochter Iskratel in Slowenien die Kontron Electronics in Deutschland, die Kontron Electronics in Ungarn und die Kontron Austria.
Warum rechnet sich Kontron gute Karten in diesem Markt aus?
Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Bandbreite unseres Portfolios, das von Standard und kundenspezifischen Modulen, Boards, Industrie-PC über HMI- und Display-Systeme (Human Machine Interface) bis hin zu Komplettlösungen einschließlich Software reicht. Viele Unternehmen benötigen in diesem Umfeld Elektronik, die intern oder extern kundenspezifisch entwickelt und bei Dienstleistern gefertigt wird. EMS ist daher eine sehr wichtige Ergänzung zu den bisherigen ODM Services. Damit können Kunden jetzt sowohl Entwicklungs- wie auch Fertigungsdienstleistungen von Kontron aus einer Hand, zusätzlich zu dem bisherigen Portfolio, beziehen. Durch die vorhandenen Strukturen mit Produktionsstätten in Europa sind wir neben dem langjährigen Know-how bei Entwicklung und Design auch im Fertigungsumfeld sehr gut aufgestellt. Allein bei der Kontron Electronics in Deutschland wurden seit der Gründung 1995 über 1.500 Projekte entwickelt, so ist eine breite Expertise für unterschiedlichste Anforderungen im industriellen Umfeld entstanden. Dazu gehören Automatisierung, Maschinenbau, Gebäudeautomation und als wachsendes Segment die Umwelttechnik. Ein Schwerpunkt liegt zudem in der Medizintechnik. Im Verbund gibt es neben der ISO 9001 und ISO 14001 noch folgende Zertifizierungen: ISO13485, TL9000, ISO27001, AS9100 (D), IRIS, ITAR, EASA145, FAA Repair Station, UL, ATEX und Apple MFI.
Was macht den ODM/EMS-Markt aus? Und warum könnte hier ein großer europäischer Player genau zum richtigen Zeitpunkt kommen?
Aus Sicht von Kontron ist der Bereich ODM/EMS vor allem aufgrund der zunehmenden Digitalisierung ein wichtiger Wachstumsmarkt. Viele neue Geschäftsmodelle basieren auf IoT, dafür werden immer häufiger eigene Devices entwickelt. Zudem geht spätestens seit Beginn der Corona-Krise der Trend dahin, bevorzugt in Europa einzukaufen, anstatt in Asien. Die Unterbrechung der globalen Supply Chains hat Folgen, die sich schmerzhaft in Produktionsverzögerungen bemerkbar machen. Viele Unternehmen gehen deshalb jetzt das Thema kürzere Lieferketten an. Kontron hat bewiesen, dass wir auch in Krisenzeiten kontinuierlich liefern können, u.a. für führende Unternehmen in der Medizintechnik.
Wie sieht speziell der deutsche Markt aus?
Beobachtet man den ODM/EMS-Markt, zeichnet sich ab, dass ein deutlicher Konsolidierungsprozess in Richtung größerer Player stattfindet. Allein in Deutschland gibt es über 300 EMS-Anbieter. Für die kleinen wird es immer schwerer, weil sie nicht über die nötige Investitionskraft verfügen, die den Markt derzeit prägt. Es ist immer wieder neues Equipment nötig, um der fortschreitenden Miniaturisierung und Automatisierung in der Elektronik gerecht zu werden. Zugleich steigen die Erwartungen der Kunden mit Blick auf die Bevorratung und Themen wie Just-in-Time, Kanban oder das Vorhalten von Konsignationslagern.
Hier sind wir gut aufgestellt. Bei Kontron profitieren Kunden von den Vorteilen eines großen Beschaffungsvolumens: Konkret bedeutet das Skaleneffekte im Global Sourcing bei Kontron als Teil der finanzstarken s&t-Gruppe, die einen Jahresumsatz von über einer Milliarde Euro erwirtschaftet.
Das war der erste Teil unseres Inteviews mit Herrn Gimple, freuen Sie sich auf einen weiteren Teil in zwei Wochen hier auf unserem Blog.
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